OrdnerRezensionen

Ausstellungen sind in, ihre Macher sowieso. Der Kurator ist das neue Rollenbild für eine Generation von Jungakademikern, die zwar Intellektualität reklamieren, aber aus der miefigen Schublade der Historiker und Wissenschaftler ausbrechen wollen. Im besten Fall wären sie gerne wie die Künstler, nur ohne deren lästige Probleme. Die Kuratoren spielen im Kreis der Gutverdiener die Linksalternativen und sind unter den Kreativen die Philister. Seine Karriere, die ihn kurzerhand cool gemacht hat, könnte ein Grund für die harsche Kritik sein, die sich der Ausstellungsmacher in jüngster Vergangenheit eingeheimst hat. Von Kuratorenkunst ist die Rede, ihrem undemokratischen Handeln und der Idee, sie einfach abzuschaffen. Längst sind die Künstler auf die Barrikaden gegangen und kuratieren jetzt selbst. Kurator, Ausstellung, Kunst – diese Trias bleibt vorerst wohl trotzdem gültig. Seit die Eigentümer von letzterem deren Betreuung in (qualifizierte) fremde Hände gaben, gibt es ersteren. Zweites ist mithin Existenzgrundlage der Kunst, weil diese ohne Publikum nicht eigentlich sein kann. D.h. um gesehen zu werden, muss die Geste des Zeigens, die jedes Kunstwerk artikuliert, in einer zweiten Geste des Zeigens exponiert werden. Das beschreibt den ersten Sinn der Praxis des Ausstellens.

Zwei Schöne Räume

Im Dresdner Albertinum gibt es zur Zeit zwei sehr gelungene Räume zu sehen. Das Museum interveniert im eigenen Haus und okkupiert die benachbarte Kunsthalle im Lipsiusbau mit einer Arbeit Susan Philipsz‚. Beide Präsentationen begegnen einem bemerkenswert reduziert, was die Frage aufwirft, ob sie trotzdem oder gerade deshalb so stark wirken und schön anzusehen sind. Den...

Im Zickzackkurs durch die Weimarer Republik

Wieder Sonntag, wieder graues Regenwetter, wieder eine lange Schlange. Massen tummeln sich im Foyer der Schirn in Frankfurt. Auch wenn Max Hollein längst in Übersee ist, scheint sein Geist noch zu fruchten. Der ehemalige Direktor der drei großen Frankfurter Häuser – Städel Museum, Schirn Kunsthalle, Liebighaus Skulpturensammlung – hatte das Ausstellungshaus zu einer Zeit...

Metamorphosen — Cézanne

Um die große Winterschau der Kunsthalle nicht zu verpassen, stehen die Menschen in Karlsruhe bei Wind, Nieselregen und eisigen Temperaturen Schlange. Mit Paul Cézanne wurde ihnen ein prominenter Vertreter aus jener Riege der „Wegbereiter der Moderne“ versprochen, die den Museen alljährlich so wunderbar verlässliche Besucherzahlen beschert. Leider nimmt die schiere...

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Porträt einer Frau, 15. Jhd

Rogier van der Weyden, Porträt einer Frau, 15. Jhd.

„(…) denn es ist etwas sehr Angenehmes, Kunstwerke zu besehen, die Gedanken und Reflexionen, welche dabei vorkommen können, aufzufassen, die Gesichtspunkte sich geläufig zu machen, die andere dabei gehabt haben, und so selber Urteiler und Kenner zu werden und zu sein.“
—  Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik, 1835-38

„(…) ob also Geschmack ein ursprüngliches und natürliches, oder nur die Idee von einem noch zu erwerbenden und künstlichen Vermögen sei, so daß ein Geschmacksurteil, mit seiner Zumutung einer allgemeinen Beistimmung, in der Tat nur eine Vernunftforderung sei (…): Das wollen und können wir hier noch nicht untersuchen.“
—  Kant, KdU, 1790